Cassims Tagebuch

Tag 1

Ich habe Vinsalt erreicht. Seit ich aus Grangor geflohen bin, sind bereits mehrere Wochen vergangen. Ich habe nicht mehr als eine handvoll Kreuzer in der Tasche und die Sachen, die ich am Leib trage. Schuld daran ist nur Cassius.

Cassius und Cassim, beide aufgewachsen als Kanalkinder in Grangor, wir waren eine mittelgroße Nummer unter den Grangorer Dieben und haben zusammen das ein oder andere krumme Ding gedreht. Einst stahlen wir gar einen kompletten Khomgeparden samt Käfig, üblicherweise war es aber eher der ein oder andere kleine Sack Gewürze, der nicht weiter auffiel und so fielen wir nicht weiter auf.

Irgendwann aber hatte Cassius sein Augenmerk auf den Gorischen Stern gerichtet, einen Edelstein im Besitz dieser aufgeblasenen Gans Varissa Tespucci. Selbst für einen geldigen Händler wie ihren Ehemann muss dieses Ding ein Vermögen gekostet haben. Cassius war besessen davon sich den Stein zu krallen. Er meinte wir müssten uns nie wieder mit irgendwelchen Pfeffersäcken abtun, sondern wären gemachte Männer. Es wäre unsere Meisterstück.

Ich lehnte ab, es war viel zu gefährlich. Das Haus der Tespuccis war wie eine Festung, selbst die best bewachtesten Lagerhäuser sahen dagegen aus als wolle man Phex persönlich einladen. Aber Cassius lies sich nicht abbringen und stieg dort ein. Was dort geschah weiß ich nicht genau, nur irgendwas musste gehörig schief gegangen sein. Noch bevor der morgen anbrach suchten sie mich. Sie sagten Cassius hätte sich an der Tochter der Vespuccis vergriffen – was auch immer das genau heißen mag – und er war wohl nicht allein. Niemand weiß genau wer der andere war, aber die Wachen gingen so brutal mit jedem Dieb und jedem Bettler, den sie fanden, ins Gericht, dass mein Name und meine Beschreibung oft genug gefallen sein dürfte.

Ich packte alle Sachen die ich zu fassen kriegte und floh. Es war ein Wunder, dass ich es bis zum Hafen schaffte. Dort stahl ich mich auf das nächste Schiff das auslief. Ich schaffte es bis nach Bethana, entschied mich aber lieber noch ein Stück landeinwärts zu ziehen. Vinsalt sollte groß genug sein, um dort eine Zeit lang nicht weiter aufzufallen.

Tag 3

Meine letztes Geld geht zur Neige. Ich lasse hier und da am Markt etwas Essen mitgehen, um mich über Wasser zu halten, aber das kann auf die Dauer nicht so weiter gehen.

Tag 4

Phex schien heute sein Auge nur auf mich geworfen zu haben. Ich schnitt einen dicken Beutel voller Dukaten, einen solchen Fang gibt es nur einmal in 20 Jahren. Doch kurz darauf schienen mich einige Gestalten zu verfolgen. In einer Gasse drängten sie mich in die Ecke. Sie waren von der örtlichen Diebesgilde und sahen es nicht nur ungern, dass ich in ihrem Revier wilderte, der alte Besitzer meines neues Geldbeutels stand obendrein unter ihrem Schutz, was wiederum erklärt, warum er soviel Geld so locker mit sich rumtrug. Es bedurfte meines ganzen Verhandlungsgeschicks und einer tränenreichen Variante der Geschichte meiner Flucht, dass sie mir nicht die Beine brachen. Wir einigten uns schließlich doch. Ich gab ihnen den Beutel und bewarb mich ganz offiziell um eine Aufnahme in die Gilde. Die »Bearbeitungsgebühr« durfte ich mir zu günstigen Zinsen bei ihnen leihen.

Tag 9

Seit Tagen verrichte ich Botengänge für die Gilde. Es ist die einzige Möglichkeit, die man mir anbietet um meinen Ruf zu verbessern. Ich hatte wohl nicht den besten Einstieg. Zumindest einen Platz für meine Hängematte in einem zugigen Keller und ein paar Kanten Brot haben sie für mich über.

Tag 13

Endlich eine gute Gelegenheit. Die Gilde bekam den Auftrag in ein Theater einzubrechen um dort eine Maske aus Elfenbein zu besorgen. Rodrigo, der den Auftrag ausführen soll, hat mich aufgefordert ihn zu begleiten. Er hatte tatsächlich die Geschichte mit den Khomgeparden gehört.

Tag 14

Das war ja mal eine knappe Angelenheit gestern nacht. Ein Wachenhund überraschte uns im Theater. Das Drecksvieh biss Rodrigo den kleinen Finger der rechten Hand ab. Irgendwie gelang es mir das Biest abzulenken, so dass Rodrigo mit der Maske fliehen konnte. Ich bin noch nie so schnell in meinem Leben gerannt. Doch es hat sich gelohnt, nicht nur beglich Rodrigo zum Dank meine Schulden bei der Gilde, ich hatte mir nun endlich etwas Respekt verdient. Ab jetzt würde man meine Bewerbung ernst nehmen, noch ein paar gute Aktionen und sie würden mich endlich die Aufnahmeprüfung machen lassen.

Tag 15

Meine Lebensumstände bessern sich wieder etwas. Ein Gildenkontakt namens Alrik – welchen Namen sollte er auch sonst haben – hat vor kurzem das Wirtshaus »Zum Andergast« eröffnet (eine Tarneinrichtung um einen Eingang in den Gildenkomplex zu verbergen). Der Schlafplatz ist frei, die Verpflegung kann ich fürs erste anschreiben. Alrik hat auch gleich den nächsten Auftrag für mich. Eine Gruppe Abenteurer ist bei ihm eingekehrt, die meine Hilfe brauchen könnten. Er würde ein gutes Wort bei der Gilde einlegen wenn alles glatt geht. Just in diesem Moment packe ich meine Sachen zusammen um umzuziehen.

Tag 15 - Nachtrag

Das ist ja eine illustere Runde, die sich da versammelt hat. Ein seltsamer Schönling, der von einem kurzsilbigen, trollgroßen Kerl begleitet wird. Dazu eine dunkel gekleidete Fremde mit loser Klinge, vielleicht bornländisch oder maraskanisch. Der vierte im Bunde ist ein Spitzohr, nach dem Bartschatten zu urteilen wohl mit menschlichem Blut, der auch eher wenig spricht. Sie scheinen einem Stadtwächter einen Gefallen schuldig zu sein und wollen einer der Leibwachen des Richters etwas anhängen.

Tag 17

Es hat etwas gedauert, aber wir haben gestern Nacht einem betrunkenen Kurier ein gefälschtes Dokument abgenommen, das einen der Leibwächter schwer belastet. Habe ihn bis zu seinem Zielort verfolgt. Heute nachmittag übergaben wir die Beweise an den Stadtwächter, er schien zuerst nur mäßig begeistert. Anscheinend haben wir jemanden mächtig in den Hintern gepiekt. Der Bote wurde tot aufgefunden. Ich will gar nicht mehr wissen, will nicht schon wieder auf der Flucht enden.

Tag 17 - Nachtrag

Ich habe einen Goldesel gefunden! Razvan hat mir für die drei Tage Arbeit sechs verfluchte Dukaten zugesteckt. Sechs! Dukaten! Ich werd mich mal eine zeitlang an den Kerl halten. Tja Cassius, wer ist jetzt ein gemachter Mann?

Tag 18

Kokoro ist seit geraumer Zeit in einem örtlichen Bordell – dem goldenen Füllhorn – untergekommen um dort zu lernen. Ich will nicht wissen was sie dort lernt, allein die Vorstellung, dass es Männer gibt, die dafür bezahlen mit einer wie ihr Rahja zu huldigen, verpasst mir Gänsehaut. Alrik hat mich mit einer Botschaft zu ihr geschickt (bin wohl doch noch nicht ganz aus den Botendiensten raus). Ihre Lehrerin ist ziemlich scharf. Habe mir danach auch gleich nochmal mit meinem neuen Vermögen die Dienste einer süßen Kurtisane gesichert. Sie heißt Fiana und war jeden Taler wert.

Tag 19

Schmerz! Bin nach einer durchzechten Nacht mit dem schlimmsten Schädel seit langem in einem Hof vor der Stadt aufgewacht. Jetzt zurück im »Andergast«, werd mich hinlegen und den Werwolf auskurieren.

Tag 20

Die Stadt feiert den Fall Borbarads und Alrik hat ein Gelage veranstaltet, das seines gleichen sucht und dieses Mal bin ich der letzte der steht. Darian das alte Spitzohr säuft mich so schnell nicht mehr unter den Tisch!

Tag 21

Rodrigo kam heute mit einem Medicus, der meinen neuen Gefährten wohl schon länger bekannt ist, mit einer Armbrustwunde im Bein in den »Andergast«. Alrik hat die Gruppe mit etwas Schlafgift außer Gefecht gesetzt und uns (das heißt neben mir Razvan, Darian, den Medicus, sowie den Schauspieler Fulmio, einen weiteren Bekannt der Runde) in den Gildenkomplex in den alten Ruinen unter der Kneipe gebracht. Hätte auch ruhig was sagen können, bevor er mich unter Drogen setzt der alte Hund.

Wie es aussieht haben Rodrigo und drei andere Jungs einen faulen Tipp bekommen. Er konnte fliehen doch die drei andern, darunter niemand geringes als Vindargo – der »blinde Bandit«, sitzen nun im Wachhaus. Es besteht Gefahr, dass an Ihnen ein Exempel stationiert werden sollte und kurzer Prozess gemacht wird. Fulmio und Razvan wollen sich mit Schlafgift und guter Verkleidung in den Kerker eindringen, der Rest von uns wird durch die Ruinen gehen um den Fluchtweg vorzubereiten.

Tag 22

Die Befreiungsaktion lief so halbgut. Wir schafften es vergleichsweise schnell durch die Ruinen und in den Kerker. Bis kurz vor Schluss schien alles gut zu laufen, doch dann haben die Wachen uns gehört und gingen sogleich bewaffnet auf uns los. Am Fluchtweg kam es schließlich zu einem Handgemenge, wir haben mindestens eine Wache schwer verletzt, wenn nicht gar getötet. Auch unsere Gruppe kam nicht ganz ohne Blessuren davon, Razvan hat einige Schwertwunden und ein verirrter Pfeil von Darian traf Fulmio an einer empfindlichen Stelle. Wir konnten dennoch vollzählig entkommen. Ich selbst bin – Phex sei Dank – unverletzt.

In der Stadt ist herrscht heller Aufruhr, wir müssen jetzt ein paar Monate Gras über die Sache wachsen lassen. Bei der Wachpräsenz lohnt es sich sowie nirgendwo einzusteigen. Wir bleiben also erst mal unauffällig.

Dafür ist es jetzt amtlich: Ich bin Vollmitglied der Gilde und auch der Rest der Runde ist zu Ehrenmitgliedern ernannt worden. Wenn die Luft nicht mehr gar so dünn ist, dürften nun endlich etwas fettere Beute abfallen.

Tag 48

Razvan baut sich einen Laden, der wohl gleichzeitig als Treffpunkt für unsere Gruppe dienen kann. Er würde dementsprechend ein paar Zimmer verkaufen. Habe zuerst abgesagt, kanns mir ja nicht leisten. Er meinte schließlich ich kann es »abarbeiten«, also bin ich mal eingezogen, was hab ich schon zu verlieren, im schlimmsten Fall schmeißt er mich wieder raus.

Tag 67

Das Geschäft läuft erwartet mieß. Die Wachen sind immer noch extrem hellhörig, besonders nach Vindargo fahnden sie mit Hochdruck. An Markttagen kann ich immer mal ein paar kleine Beutel schneiden, aber viel Luxus ist damit nicht drin. Ich nutze die meiste Zeit um zu lernen. Jetzt da ich Vollmitglied bin, bringen mir die Gildengefährten ihre besten Kniffe bei, besonders Avesandro hats echt drauf.

Tag 89

Razvans Laden nimmt Form an, wir haben schonmal auf dem Grundriss die Zimmer verteilt. Ein eigenes Zimmer wird mir nach all den Wochen im Schlafsaal des »Andergast« echt gut tun.

Tag 108

Razvans Laden wird feierlich eröffnet und wir beziehen unsere neue Behausung und auch die dicke Luft legt sich endlich wieder. In der Gilde geht das Gerücht um, dass dieser berühmte thorwalsche Weltumseegler Phileasson auf dem Weg in die Stadt ist. Das könnte endlich wieder reiche Beute versprechen.

Tag 110

Ein paar Echsen sind auf der Suche nach Aurelio, der ungefährlichen Art Suche wohlgemerkt. Sie campieren vor den Toren der Stadt. Ihr Häuptling scheint krank zu sein. Hab nicht verstanden was die alles gequatscht haben, aber der Medicus meinte irgendwas von Magie.

Tag 111

Phileassons »Seeadler« ist gerade eingelaufen, eine Woche zu früh. Die Leute drängelten sich am Pier um die berühmten Weltenumseegler zu sehen. Avesandro, Razvan und ich werfen schonmal ein Auge auf mögliche Einstiegsmöglichkeiten. Ein seltsam auffälliger Dockarbeiter klebte dabei an mir. Habe den Tag am Dock angeheuert, konnte aber nicht mehr rausfinden. Razvan hat ihn allerdings bis zum dem Haus verfolgt, in das der betrunkene Bote aus dem Haus des Richters damals verschwunden ist. Außerdem ist ein altes Mitglied der Gilde, Iridias, mit der Seeadler angekommen, auch der Rest der Leute die vor Kurzem ausgeflogen sind kam wieder an.

Tag 111 (Nachtrag)

Bin am Abend nochmal auffällig in den Hafen, während Darian und Razvan die Augen offen hielten. Jemand war dort auf den Dächern, vermutlich mein Freund von heute mittag.

Tag 112

Wir machen uns auf den Weg in die Seeadler einzusteigen. Razvan und Darian stehen Schmiere. Miguel meinte er ist schnell am Ruder, er wird das Boot zum Ein- und Ausstieg fahren.

Tag 112 (Nachtrag)

Wie immer lief nicht alles nach Plan. Der Einstieg war problemlos, habe mir in der Kapitänskajüte die Taschen mit elfischem Schmuck vollgestopft. Nur Miguel war nicht mehr da. Musste ein waghalsiges Manöver durchziehen und mit gepackten Taschen vom Mast auf ein nahegelegens Dach springen. Das lief so problemlos, da musste ja noch was schief gehen. Zuerst legte es mich beim Versuch vom Dach zu klettern so auf die Fresse, dass eine Wache angespurtet kam und dann war auch noch weit und breit nicht das geringste Versteck zu finden. Konnte mich zum Glück gerade so rausreden. Die Beute war es dennoch wert. Jetzt erst mal ruhig bleiben und keine Aufmerksamkeit erregen.

Tag 113

Der Medicus kam in den Andergast. Er hat sich bei ein paar Stadtwachen mit Dumpfschädel angesteckt (oder an eine Tempelmauer gepinkelt), ich wusste es! Man hört Phileasson ist bei der Horas um über eine Expedition ins Güldenland zu reden.

Tag 116

Nachdem er wieder gesund ist, hat Aurelio heute den Echsenhäuptling operiert. Bei den Zwölfen kam da eine stinkende Brühe aus dem. Am Abend meinte er schließlich dass eine seltsames Echsen-Skorpion-Monster, dass in irgendwelchen Ruinen im Süden leben soll dafür verantwortlich ist. Der Stamm hat eine stramme Summe an Steinchen hingelegt, wenn wir irgendwie ein Heilmittel aus dem Vieh rauskriegen. Nun, wir müssen eh die Füße in der Stadt stillhalten, der Rest der Gilde ist zurück um sich um eventuelle weitere Ausbrüche zu kümmern und es wäre eine Schande diese Steinchen nicht im zivilisierten Vinsalt zu schönen Klunkern verarbeiten zu lassen. Der Großteil der Reise findet auf einer Reichsstraße statt, die Echsen kennen ihre Terrotorium, Darian kennt sich gut in der Wildnis aus und wenn dieser komische Echsenskorpion aufmuckt, haben wir immer noch Asgor. Razvan besorgt gerade unsere Reiseausrüstung.

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