»Gegeben im Jahre 12 der Kaiserlosen Zeit zu Khunchom durch Barrado Shahrach, Geometer Ihrer Durchlaucht der Fürstin von Aranien, Mitglied der Kaiserlich Derographischen Gesellschaft, Edler zu Anchopal, Hauptmann i.R. des I. Fürstlich Aranischen Reiterregiments. (…)

9.Rondra: Um Anchopal brachen wir auf mit sechsunddreißig Gelehrten und Waffenknechten, einem Magus, einem wüstener­fahrenen Rastullah-Anbeter, einer Geweihten der Hesinde, vier­zig Kamelen und Wasser und Proviant für vier Wochen. (…)

11. Rondra: Gestern stieg das Land noch sanft an, und die Rei­se war nicht übermäßig beschwerlich. Seit heute scheint es uns, als würde die Luft merklich kälter. Der Wind weht ständig von Südsüdost und treibt gelegentlich rollende Büsche und Staubfah­nen vor sich her. Der Boden unter dem kargen Gras schimmert inrostigem Rot und stumpfem Gelbbraun. (…) Im Süden steigt das Land jetzt stärker an, wobei sich der Grund in wirren Formatio­nen bricht, als sei hier früher Wasser geflossen oder die Felsen vom Winde angenagt. Hin und wieder finden wir auch einzelne Fels­blöcke, wild in der Landschaft verstreut, als habe sie ein zorniger Zyklop geschleudert und dann vergessen (…)

13. Rondra: Wir kommen nur langsam voran. Viele der anstei­genden Schluchten winden sich wie Schlangen und enden dann im Nichts. Die Steilwände sind zernarbt wie nach schwerem Bombardement. Seit gestern haben wir kein einziges Tier mehr gesehen, und auch der Bewuchs wird immer spärlicher. Wasser scheint es keines zu geben. Neben dem roten Sandstein finden wir gelegentlich auch Felsrippen und Türme aus dunklem Basalt, die dem Zahn der Zeit besser widerstanden haben (…)

16. Rondra: Am frühen Nachmittag fanden wir endlich den Weg nach oben. Auf einer natürlichen Brücke über eine finstere Klamm haben wir zwei unserer Kamele mit all ihren Vorräten verloren, als sie wohl hundert Schritt tief stürzten. Wir befinden uns jetzt am Rande einer Hochebene, wohl dreihun­dert Schritt über dem Umland. Die Luft ist klar und eiskalt, was unseren Wüstensohn sehr erstaunte. Das Land ist eben bis zum Horizont, nur gelegentlich ragen in der Ferne basaltene Mono­lithen in die Höhe wie Finger oder verdorrte Hände. Der Wind weht jetzt von Südost - und, wenn uns unsere Sinne nicht trügen, von schräg oben. Es gibt keine Spur von Leben. Wir schlagen un­ser Lager auf (…)

17. Rondra: Wir sind dem Wind entgegenmarschiert, der uns in der Nacht ein unheimliches Lied gesungen hat. Das Marschieren ist schwieriger, als es der erste Blick verheißt, denn wir legen kaum eine Meile pro Stunde zurück (was ich aber nicht beschwören will, denn es ist schwierig, eindeutige Landmarken festzulegen). Was wie flaches Land aussieht, sind trügerische Staubsümpfe, die Mulden von einem und mehr Schritt Tiefe ausfüllen. Darüber strömt noch feinerer, roter Staub wie ein träger Fluss, getrieben von jenem Wind. Gelegentlich senkt sich der Grund auch mehr denn zehn Schritt. Als wir eine solche Senke erkundeten, fanden wir unter dem Staub wärmere Luft, die abgestanden und nach Schwefel roch. Der erste Monolith, den wir erreichten, hatte eine Höhe von fast drezßig Schritt, war annähernd von sechseckiger Grundfläche und bestand aus verwittertem Basalt, so dass er an eine Säule aus ei­nem urtümlichen, längst vergessenen Baron-Tempel gemahnte. Das Land scheint weiterhin leicht anzusteigen (…)

18. Rondra: Die letzte Nacht war ein grausiges Erlebnis. Nicht nur, dass es bitterkalt war, so dass unserem Waffenknecht Germon zwei Zehen abfroren, nein, auch die Kamele fanden keine Ruhe, so als schleiche ständig ein Raubtier um das Lager herum. Dazu kommt das Heulen und Singen des Windes - wie ein Chor der Verdammten. Zu allem Überfluss fand der Wachhabende aufsei­nem Rundgang auch noch das Skelett einer riesenhaften Kreatur, dessen Knochen vom Staub blankpoliert und so dünn geschliffen waren, dass das Mondlicht hindurch schien. Unser Feuerholz ist aufgebraucht, und auch unsere Wasservorräte stehen nicht zum Besten, so dass wir nun Kamelmist verfeuern und trotz des Staubes unsere Trinkgewohnheiten einschränken müssen. Ich habe mich entschieden, trotzdem weiterzumarschie­ren und im Süden den Abstieg zu versuchen. Etwa um die Mittagsstunde erreichten wir eine gewaltige zer­splitterte Basaltformation, die aus der Entfernung einer aus dem Boden ragenden, geballten Faust ähnelte. Beim Näherkommen fanden wir Spuren eines Bauwerks, dessen geschliffene Grund­mauern wie aus dem schwarzen Basalt und dem roten Sandstein herausgewachsen schienen. Die Fundamente eines Turmes und mehrerer Nebengebäude konnten wir identifizieren, alles von rie­senhafter Gewalt eingeebnet. An einigen Stellen fanden wir noch Reste von Zauberrunen. Unser Magus ist der festen Überzeugung, dass wir vor den Resten von Borbarads Festung stehen, und er be­findet sich gerade in einem heftigen Streitgespräch mit Schwester Callyana, die zum sofortigen Verlassen dieses unheiligen Ortes mahnt. Der Wind kommt jetzt übrigens fast direkt von oben und ist auch stärker als bisher. Später: Wir sind bis zum Einbruch der Dunkelheit noch eine Mei­le weit marschiert, um den grausigen Fund hinter uns zu lassen. Bei Nacht will ich nicht weiterziehen lassen, da wir gestern bereits ein Kamel in den Staubsümpfen verloren haben. Das Heulen des Windes zerrt an unseren Nerven, und wir vernehmen Modulatio­nen, die sich wie Sprache anhören. Im Südwesten kann man einen sanften Hügel erkennen, der anscheinend von innen pulsiert und leuchtet. Die Sterne sind fast zum Greifen nahe. Noch später: Eins unsrer Kamele hat sich losgerissen und ist in wilder Panik davon gestürmt. Auch alle anderen Tiere sind kaum zu beruhigen. Und das schlimmste von allem: Unser Magus ist verschwunden, offensichtlich, um die Ruinen von Borbarads Turm auf eigene Faust zu erkunden. Mögen die Götter ihm gnä­dig sein. Etwa drei Stunden nach Mitternacht verstummte üb­rigens das Heulen des Windes, nachdem es sich vorher zu einem urtümlichen Gebrüll gesteigert hatte. Der Wind beginnt aber jetzt langsam wieder einzusetzen, wobei er große Mengen von Staub aufwirbelt, die uns Sicht und Atem nehmen (…)

19. Rondra: Wir haben unseren Magus wiedergefunden, oder besser: seine Reste; sein Gesicht von Todesangst, verzerrt, seine Hände verkrampft - und ohne einen einzigen Tropfen Blut in seinen Adern, obwohl wir keine Wunde entdecken konnten (…) Der Hügel, den wir letzte Nacht gesehen haben, bleibt verschwun­den, also haben wir uns entschlossen, direkt nach Süden vorzusto­ßen, dem ewigen Wind und dem Staubstrom folgend.

21. Rondra: Häufige Basaltformationen westlich von uns ein Gebilde, das an eine Kralle erinnert, fast genau südlich davon ein gigantischer Turm, wohl eine halbe Meile im Durchmesser und sicherlich ebenso hoch. Stoßen immer häufiger auf Skelette. Der Staub hat unsere Stiefel blankpoliert und durchlöchert; die Beine der Kamele sind blutig gescheuert. Zwei der Tiere sind wild ge­worden und mit der Ausrüstung davon. Unser Wasser reicht noch für sechs Tage (…)

22. Rondra: Haben den Südrand erreicht und schauen auf die Go­rische Steppe hinunter, die uns gegen das, was hinter uns liegt, wie ein blühendes Paradies anmutet. In der Nähe des dämonisch dro­henden Turmes wurden wir von einer riesigen Spalte überrascht, die uns Schwester Callyana und zwei Kamele forderte. Wir haben zwei Waffenknechte abgeseilt, die berichteten, dass es unter dem Staub wohl mehrere hundert Schritt in die Tiefe ginge. Kein Ab­stieg zu erblicken. Wir machen uns gen Westen auf (…)

26. Rondra: Vor uns erhebt sich ein gigantisches Tor aus Basalt, of­fensichtlich natürlichen Ursprungs, aber bestimmt fünfzig Schritt hoch. Darunter beginnt eine Klamm. Wir steigen hinunter (…) Später: Nach etwa vierzig Höhenschritt Abstieg haben wir einen Talkessel erreicht, an dessen Ostwand sich ein poliertes, doppel­flügeliges Basalttor erhebt, das in den Berg führt. Beide Flügel tragen das Symbol des Raben. Ich glaube, das Werk des Heiligen Khalid al'Ghunar gefunden zu haben. In Abwesenheit der Ge­weihten habe ich die Rituale durchgeführt, aber zu einer wür­digen Andacht ist niemand mehr in der Lage. Die Klamm führt weiter nach unten (…) Später: Ich glaube, wir haben es geschafft, wenn wir auch an Körper und Seele gelitten haben. In der Klamm heult der Wind wie eine missgestimmte Orgel oder ein waidwundes Tier. Auch gibt es dort Geister; Viele Gespenster und Erscheinungen, wie die Reste einer großen Armee. Bosik und Ferlana sind schreiend da­von gerannt. Jetzt sind wir unten, nach bestimmt zweihundert Mannshöhen. Das letzte Stück müssen wir klettern. Wir werden die Kamele zurücklassen. Unter uns erkennen wir ein breites Tal mit spärlich bewachsenen Hügeln am anderen Ende (…)

27. Rondra: Allen Göttern sei Dank. In den Hügeln haben wir ein sandiges Wasserloch gefunden. Nördlich von uns dräut die steile Wand des Tafelberges, an deren Fuß Basaltsäulen wie ein Korsett oder Schiffsspanten aufragen. Immer wieder die sechseckigen For­men. Tiere haben wir noch keine gesehen; das Heulen des Windes dauert an, und ich werde es wohl bis an mefn Lebensende nicht aus meinen Ohren verlieren (…)

5. Efferd: Wir 19 haben Mherwed erreicht, wo man uns zuerst für Räuber und Uiegelagerer hielt. Selten erschien mir eine sol­che Anhäufung von Lehmhütten und Kameldung so lieblich. Wir werden mit einem Treidelkahn nach Khunchom fahren, und nie­mand wird mich mehr dazu bewegen, auch nur einen Schritt in diese götterverlassene Gegend zu setzen!«

-Bericht des Landvermessers Barrado Shahrach aus dem Jahre 914 BR (Meister Shahrach rüstete übrigens 13 Jahre später eine weitere Expedition in die Gor aus und ist seitdem verschollen.)

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