Die Wahrheit um Agent Weiß

Ludwig ist in Wahrheit Agent Weiß. Nach dem Tag, an dem er dank der Helden seine Schwester in seine Arme schließen konnte, erzählte er jedem, der fragte seine Geschichte:

Meine Geschichte ist eine Lüge. Alles, was ihr über mich zu wissen glaubt, ist falsch. Jetzt sollt ihr die Wahrheit hören. Meine beiden Geschwister und ich wuchsen ungefähr zwei Tage von Freiburg entfernt in einem kleinen Dorf auf. Unser Vater unterrichtete meinen Bruder August und mich in einer geheimen Kunst, die wir nie vor den Augen anderer anwenden durften. Meine liebe Schwester Konstanze hatte das Talent dazu nicht geerbt und deswegen fühlte sie sich anfangs ausgeschlossen. Vater vertraute uns an, dass unser Blut auf ein uraltes Adelsgeschlecht aus dem Süden der Eisenlande zurückzuführen ist, das einst von Eisenfürst Sieger verraten wurde. Seitdem müssen wir uns im Verborgenen halten und eines Tages werden wir den Schwur unserer Vorfahren erfüllen und unseren rechtmäßigen Platz in den Palästen und Burgen wieder einnehmen.

Wir gaben nie viel auf die alten Geschichten, aber Vater war ein strenger Lehrer. August machte sich manchmal einen Spaß daraus, sich vorzustellen, wie er zum neuen Imperator von Eisen wird und jagte Konstanze gerne Angst ein. Wir gingen ab und zu in das Nachbardorf, um das Gemüse unseres Hofes dort zu verkaufen. Da August einmal das Geld für einen kleinen Holzsoldaten ausgegeben hatte, überantwortete Vater mir die Aufsicht über den Verkauf. Meine Geschwister halfen mir immer dabei, das Gemüse zu tragen. Während einem dieser Botengänge kamen die Soldaten. Die Truppen aus Montaigne begegneten hier einer der großen Streitmächte des Imperators Reifenstahl und das Feuer der Kanonen zerfetzte unser Haus in kleine Stücke. Als die Schlachtreihen aufeinander zu stürmten, suchten wir das Weite.

Wir rannten bis in die Nacht und kauerten uns im Regen unter einen Baum. Konstanze hörte nicht auf zu weinen. August starrte nur ins Leere. Ich umarmte meine geliebten Geschwister und so schliefen wir ein paar Stunden. Am nächsten Morgen machten wir uns auf nach Freiburg. Ich kannte den Weg, weil ich mit Vater einmal in der Stadt einen neuen Pflug kaufen musste, als unserer brach. August und Konstanze waren immer noch geschockt und sprachen kein Wort. Ich hielt den ganzen Weg über ihre Hände und zog sie hinter mir her. Ich kann nicht sagen, warum ich das tat oder warum ich nicht geweint habe, aber es war genau das Richtige.

Angekommen in Freiburg erkannten wir, dass auch andere Zuflucht hinter den Stadtmauern suchten. Die Wachen sorgten für Ordnung und schickten uns in ein Waisenhaus im Norden der Stadt. Die Straßen waren überschwemmt von Flüchtlingen und auf den großen Plätzen richtete man behelfsmäßige Barracken für die Soldaten ein.

Am Ziel angekommen erzählte ich unsere Geschichte der Leiterin des Waisenhauses und sie nahm uns auf. Wir bekamen ein Zimmer unter dem undichten Dach für uns drei. In der Nacht fand ich keinen Schlaf, als ich das Schluchzen und Weinen der anderen Kinder hörte. August hatte mittlerweile einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht und auch er machte kein Auge zu. Ich saß am Bett neben Konstanze und streichelte ihr Haar, um sie zu beruhigen.

Eine Woche verging und das Waisenhaus füllte sich immer weiter. In unserem Zimmer wurden nun auch noch andere Kinder untergebracht. Wir mussten in der Stadt bei den Schmieden, Schreinern und Köchen aushelfen, um etwas Geld zu verdienen. Zum Glück hatte ich noch ein paar Mark vom Verkauf in den Taschen, bevor wir die Schlacht ansehen mussten. Ich schaffte uns immer ein paar Münzen zur Seite für den Notfall, aber die alte Hexe im Waisenhaus spielte nur im ersten Moment die gutmütige Allmutter. Sie zog uns das Geld aus den Taschen und machte sich damit ein schöneres Leben.

Eines Abends nach Beginn der Schlafenszeit kamen zwei Männer, die nach uns fragten. Ich vertrieb mir die dunklen Gedanken, in dem ich mich darin übte, während der Nachtruhe im Haus herumzuschleichen und andere zu belauschen. Die Männer sagten, sie wären besondere Lehrer und möchten uns drei sofort abholen. Ein Sack voller Münzen wurde an die alte Kuh gereicht und als sie gierig zu zählen begann, sagte sie, wir wären im Dachgeschoss. Die Männer stiegen auf die Treppe und ich eilte voraus. Ich verriegelte die Tür und weckte August und Konstanze. Ich habe vor ein paar Tagen eine hohle Wand entdeckt und schob Konstanze in das Loch. Wir krochen hinab in das Zimmer unter uns, als die Tür einer groben Hand nachgab.

Die Kinder schreckten aus dem Schlaf und guckten sich verwirrt an. Zum ersten Mal seit der Schlacht fürchtete ich mich. Als die Männer unser Zimmer betraten, durchschauten sie unser Manöver schnell. Ich stand wie gelähmt vor der Tür, als die Schritte die Treppe herunter polterten. Der Knauf drehte sich vor meinen Augen, Licht fiel auf mein Gesicht und ein grimmig drein blickender Mann funkelte mich an. August warf sich mit voller Wucht gegen den Mann und schubste ihn zurück gegen seinen Begleiter. Er rief mir zu, dass ich laufen soll und da löste sich meine Starre. Konstanze und ich stürmten los. Der größere der beiden Männer packte meinen Knöchel und ich stolperte, konnte meine Schwester aber noch voran schieben. Ich verpasste ihm einen Tritt in seine Visage und stand auf. August sprang die Treppe hinab vor die Füße unserer Aufpasserin. Sie kreischte etwas von viel Geld und versuchte ihn zu packen, doch seine Faust fand ihr Ziel und sie ging wie ein nasser Sack zu Boden. Die gemeine Kuh hatte vorher noch die Tür abgesperrt, also saßen wir fest, als die Männer vor Wut schnaubend auf uns zu kamen. Ich durchsuchte die Leiterin des Waisenhauses nach einem Schlüssel, während August mit einer Holzlatte vor den Männern stand und ihnen drohte.

Endlich fand ich den Schlüssel und sperrte auf. Der Hüne warf sich auf August und der andere griff nach Konstanzes Haaren. Sie biss ihm in die Hand und ich schleuderte ihm eine Zinnschale gegen die Stirn. August wühlte sich unter den Fleischmassen seines Gegners hervor und so kamen wir raus. Wir liefen bis wir vor den Stadttoren standen. Ich drehte mich um und mein Herz gefror vor Schreck. August, der direkt hinter mir war, war verschwunden. Ich zog Konstanze in eine Gasse und sackte zu Boden. Vor meiner kleinen Schwester wollte ich keine Schwäche zeigen, um sie nicht zu beunruhigen, aber die Tränen wollten nicht gehorchen. Ich brachte sie wieder tiefer in die Stadt und fand hinter einem Haus einen Unterstand für Feuerholz, den wir als Nachtlager nutzten. Ich versicherte ihr, dass ich bald wieder da sein würde und suchte August. Ich kam zum Waisenhaus und sah den kleineren mit einer bösen Wunde an der Stirn in eine Kutsche steigen. So lange wie meine Beine mich trugen, verfolge ich sie, aber es war vergeblich.

So kehrte ich zu Konstanze zurück und wir verkrochen uns tiefer in die Flüchtlingslager. Immer wieder erfuhr ich davon, dass Männer nach uns fragten und so schürten sie mein Misstrauen. August war fort und jetzt lag alles an mir. Konstanze durfte nichts geschehen und so zogen wir von Unterschlupf zu Unterschlupf. Ein Jahr nachdem das letzte Gerücht über unsere Verfolger zu hören war, zimmerte ich uns eine kleine Hütte unter einer Brücke am Roth zusammen. Konstanze saß jeden Abend draußen und hielt Ausschau nach August, doch er kehrte nicht zurück. Ich hielt uns über Wasser, in dem ich jede Arbeit an nahm, die ich fand. Außerdem verfeinerte ich meine Künste, leise zu sein und stahl uns einiges zusammen.

Nach einem harten Tag voller Arbeit fand ich die Hütte mit eingetretener Tür vor. Konstanze war nirgends zu sehen. Im Inneren fand ich einen Blutfleck und spürte die Wut in mir aufkeimen. Ich packte mein Messer und rannte los. Die Nachbarn erzählten von einer Gruppe von Männern, die sie gepackt hatten und fort brachten. Der Beschreibung nach waren mir diese Banditen bekannt und ich lief zu ihrer Stammkneipe. Ein Blick durch das Fenster gab mir die Sicherheit, dass sie sich in Sicherheit wogen. Sie sangen und feierten, einer erzählte von dem Auftrag, das Mädchen zu entführen und dass sie eine unerhörte Summe dafür erhielten. Ich knurrte in mich hinein und stieß die Tür auf. Ein Moment des Schweigens und alle sahen mich an. Ich fragte, wo meine Schwester wäre und alle brachen in schallendes Gelächter aus. Ich umklammerte den Griff meines Messers fester und nutzte den unachtsamen Moment. Einen ließ ich leben und packte ihn am Kragen. Ein Ohr später rief er in die Welt hinaus, dass ein Unbekannter sie bezahlt hat, Konstanze an die Rückseite den Friedhofes zu bringen, wo sie mit einer Kutsche warteten und sofort los fuhren. Ich ließ von dem Verbrecher ab und lief in Richtung Friedhof, als ich vor der Tür gegen den mächtigen Brustkorb eines Mannes lief, der mich gnadenlos umklammerte.

Er schleuderte meinen Körper in eine Kutsche und setzte sich neben mich. Mir gegenüber saß ein weiterer Mann, der mir erzählte, dass ich keine Angst haben sollte. Meine Schwester wäre in Sicherheit und ich werde auch dorthin gebracht, wo sie ist. August würde schon lange auf uns warten. Man entschuldigte sich förmlich bei mir für die missverständliche Situation und versicherte mir, dass von nun an alles besser wird.

Als ich zu mir kam, blickte ich auf eine dunkle Decke in einem unbekannten Zimmer. Ich lag auf einem harten Bett und sah durch den Spalt unter der Tür Licht schimmern. In den Schatten erkannte ich einen Tisch mit zwei Stühlen, sonst nichts. Ich lag eine lange Zeit, wusste nicht genau, wie lange. Die Tür öffnete sich, drei Männer mit einer Laterne traten ein, stellten diese auf den Tisch und packten mich. Sie schlugen mich bis zur Bewusstlosigkeit.

Eine Berührung an meiner Stirn weckte mich. Als ich die Augen öffnete saß ein Mädchen an meinem Bett und reinigte meine Wunden. Sie stellte sich als Karina vor und sagte, ich wäre in einer geheimen Festung. Der Meister möchte mich als seinen Schüler und ich müsste ihm gehorchen, da er mich sonst töten würde. Ich hatte so viele Fragen, aber dann kam eine Wache in das Zimmer und brachte sie hinaus. Die schwere Tür fiel ins Schloss und ich war alleine. Dieser Ablauf wiederholte sich mehrmals und die dunkelhaarige Karina war neben meinen Foltermeistern das einzige Gesicht, dass ich sah.

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann es war, als der Meister zum ersten Mal mein Zimmer betrat. Ich sah die Kapuze und seine ausdruckslose Maske darunter und seine Worte habe ich ganz genau behalten: „Guten Abend, Ludwig. Ich hoffe, du genießt unsere Gastfreundschaft. Wenn du artig bist und meinen Anweisungen folgst, kann es sein, dass du bald schon dein Zimmer verlassen darfst.“ Er rief einen Jungen in das Zimmer, zwang ihn auf die Knie und sagte zu mir: „Hier ist dein erster Auftrag. Bring ihn um.“ Ich schüttelte den Kopf. „Was soll das hier? Seid Ihr verrückt?“ rief ich verzweifelt. Der Meister zuckte mit den Schultern, schritt mit dem Jungen hinaus und die drei Schläger traten ein und prügelten mich zur Strafe. Immer wenn ich bewusstlos wurde, schütteten sie mir Wasser ins Gesicht und fuhren fort.

Karina versorgte anschließend wieder meine Wunden und sagte, ich hätte zwei Tage geschlafen. Sie rügte mich dafür, dass ich dem Meister widersprochen habe, aber zeigte auch Verständnis. Unzählige Male wurde ich geschlagen und gequält. Einmal im Monat kam der Meister wieder mit einem Jungen und wiederholte sein Angebot. Ich lehnte immer ab und erfuhr die Strafe. Einer meiner Peiniger stellte sich mir als El Rojo vor und er erklärte, dass er mein Gesicht aus Prinzip verbiegen müsste. Er ging dazu über, seinen Freunden die Arbeit zu überlassen und sah einfach nur zu. Wenn ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, hörte ich sein schallendes Lachen.

Schon lange hatte ich die Zeit verloren und meine Erinnerung an meine geliebten Geschwister verblasste nach und nach. Als El Rojo mit seinen beiden Schweinen wieder zu Besuch kam, stand ich bereit. Ihre Fäuste und Tritte trafen mich, doch es war mir egal. Ich trat dem ersten Schwein vor das Knie und es brach. Den zweiten traf ich verheerend an der Schläfe. Als El Rojo sich meiner annehmen wollte, pochte es an der Tür und die Wachen schleiften die Verletzten hinaus. Der Meister trat ein und setzte sich. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihn auch schlagen sollte, doch blieb ich lieber vorsichtig. Die Maske starrte mich lange Zeit an und ich wurde nervös. Plötzlich lachte er laut los, machte ein Zeichen und der Junge wurde wieder gebracht. Ich stand auf, stellte mich vor ihn und sah den Meister an. Ich spuckte vor seine Füße und beschimpfte ihn. El Rojo kam überraschend mit einem Knüppel auf mich zu und zerschmetterte meine Glieder.

Meine Genesung dauerte ewig, doch die Besuche nahmen nicht ab. Ich wusste weder, wie lange ich schon gefangen war noch was das alles zu bedeuten hatte. Karina, El Rojo und der Meister waren die einzigen, die mit mir redeten. Karina versorgte mich gut und kam regelmäßig, um die Bandagen zu wechseln. Sie munterte mich auf und erzählte mir, dass sie genauso wie ich plötzlich hier aufgewacht sei und seitdem die Verletzten versorgte und in der Küche half. Ihre Mutter hatte sie schon lange nicht mehr gesehen und wüsste schon gar nicht mehr, wie sie aussah. Ihr rollte eine Träne über die Wange und sie wandte das Gesicht von mir ab, doch ich umarmte sie in einer Eingebung. Sie sah mich mit ihren traurigen Augen an und auf einmal küssten wir uns. Scheu rutschten wir von einander weg, doch wir fühlten uns zu einander hingezogen und so küssten wir uns erneut und immer wieder.

Die Tür wurde aufgestoßen und die Wachen zerrten die schreiende Karina fort. Ich verpasste einem einen Schwinger und büßte dafür mit einem Tritt gegen den gebrochenen Arm. Ich hörte sie durch die geschlossene Tür um Hilfe rufen und hämmerte dagegen. Als der Lärm verebbte, sank ich auf die Knie und mir kamen die Tränen. Der Meister sprach am nächsten Tag über Karina und darüber, dass sie ja bald Feuer und Flamme für mich sein würde. Ich erkannte die Drohung in seiner Stimme und fragte, was er wollte. „Ich will ein Leben. Entweder du entscheidest, welches Leben genommen wird oder ich werde dir diese Bürde abnehmen.“ zischte er bedrohlich und ging wieder.

Mittlerweile erkannte ich, dass El Rojo mich morgens besuchen kam und an diesem Tag kam er mit drei weiteren Männern. „Hast du Angst, oder warum kommst du mit deinem Liebhaber?“ fragte ich provokant und packte mir den nächsten. Die Wut überkam mich und als ich wieder zu mir kam, starrten die anderen mich mit großen Augen an. El Rojo grinste schief und zu meinen Füßen lag der Mann auf dem Bauch. El Rojo ließ ihn raus tragen und da realisierte ich, dass sein Genick gebrochen war. Der Meister schickte El Rojo hinaus und schloss die Tür. „Na also. Jetzt verstehst du unsere Beziehung. Heute darfst du dein Zimmer verlassen. Soll Karina später nach dir sehen?“ fragte er glucksend. Ich nickte stumm und trat aus der Tür. Er führte mich durch die Gänge in einen Speisesaal, der voller Männer und Frauen war. Als der Meister verschwand, stierten mich die beiden Freunde von El Rojo böse an und wollten auf mich losgehen. Ich packte ein Messer vom Tisch und fauchte: „Kommt schon, dann schneide ich euren Wanst auf!“ El Rojo klopfte ihnen auf die Schulter und sie zogen ab.

Ich bekam ein großes Stück vom Braten und Wein. Erst als mir schlecht wurde, hörte ich auf zu essen, so hungrig war ich. Die anderen ignorierten mich und das war gut so. Als ich nach einer Stunde in mein Zimmer zurückkehrte, besaß ich eine eigene Kerze. Daneben lag ein Zettel auf dem Du hast dir dein Licht verdient stand. Am Abend kehrte Karina unbeschadet zu mir zurück und wir lagen die Nacht bei einander.

Der Meister ließ mich in einen Raum bringen und gab mir eine Lektion in Sachen Messerkampf, gab mir jedoch keines. Als er erwartete, dass ich die Übung vorführte, nickte er mir zu und blickte auf die Stelle, wo ich das Messer aus dem Speisesaal verborgen trug. Ich gehorchte. „Je mehr du meine Worte befolgst, desto angenehmer wird dein Leben hier. Bedenke, dass keiner von euch unter Schutz steht. Jederzeit darf einer den anderen töten, wenn er dazu in der Lage ist.“ gab er mir als Rat und ließ mich nach der Übung wieder in mein Zimmer bringen. Viele Nächte wurde Karina gestattet, mein Bett mit mir zu wärmen und in der Hoffnungslosigkeit der Situation fühlte ich mich glücklich. Erneut erhielt ich den Befehl, einen Jungen zu töten, der vor mir kniete. Ich verweigerte, da ich ihm die Furcht aus den Augen ab las. „Ein Leben fordere ich, ein Leben nehme ich.“ sprach er enttäuscht und ließ mich stehen.

Am nächsten Tag brachte man mich in den Übungsraum. Karina saß mit tränenüberströmten Gesicht auf dem Boden und der Meister und El Rojo standen hinter ihr. „Ich möchte, dass du eine Lektion begreifst, Ludwig. Wenn du nicht tötest, zwingst du mich dazu. Sieh, was du angerichtet hast.“ El Rojo erhob einen Dolch und hielt ihn an Karinas Kehle. Ich kniete mich nieder und versprach, zu gehorchen, wenn sie verschont bliebe. El Rojo sah mich an und grinste hämisch. Er zog die Klinge ruckartig zurück und Karinas Leben wich aus ihren Augen. „Tut mir Leid, ich habe dich nicht verstanden.“ kicherte ihr Mörder, als er seine Klinge an ihrem Rock abwischte. „Dein Geschmack ist in Ordnung, aber im Bett kreischt sie mir zu viel.“ verhöhnte er mich. Die abgrundtiefe Trauer in mir hüllte mich in Finsternis. Der Verlust schmerzte und seine Worte schürten die Wut, doch konnte ich mich nicht rühren. Ich schrie in der Nacht meine Klagen unter Schmerzen hinaus und weinte mich in den Schlaf.

„Armer Ludwig. Es schmerzt mich, dich so zu sehen.“ weckte mich der Meister mit gedeckter Stimme. Ich sagte nur, er solle sich zum Teufel scheren. „Aber, aber. Du hast die Regeln verletzt. Du wusstest genau, was ich sagte, doch hast die widersetzt. Wer nicht gehorcht, muss büßen.“ fuhr er mit einer hohen Fistelstimme fort. „Jetzt habt Ihr nichts mehr gegen mich in der Hand, Meister. Ich werde euch nicht mehr gehorchen.“ knurrte ich entschlossen, doch der Meister schüttelte seinen Kopf, während er erwiderte: „Was Konstanze wohl dazu sagen wird, wenn ich ihr erzähle, dass ihr geliebter Bruder, den sie so oft im Schlaf ruft, sie zum Tode verdammt hat?“ Mir kamen die Tränen und als er auf mich zu schritt, griff ich nach meinem Messer. „Nicht doch, hast du für heute nicht schon genug Dummheiten begangen?“ fragte er höhnisch. Ich hob meine Hände in die Höhe und ergab mich. Von nun an begann eine harte Ausbildung, doch ich beugte mich allem und nahm jedes Leben, dass er forderte. El Rojo nutzte jede Gelegenheit, um sich über mich lustig zu machen und verspottete mich dafür, dass ich für Karinas Tod verantwortlich war, doch ich blieb untätig.

Der Meister verkündete eines Tages das Ende meiner Ausbildung nannte mich stolz seinen Schüler. Er brachte mich zu meiner Schwester, die mittlerweile zu einer echten Schönheit gereift ist. Ich schloss sie in meine Arme und hörte ihr Schluchzen. Wie damals in einem anderen Leben strich ich über ihr Haar und beruhigte sie. Sie erzählte mir davon, dass August auch hier wäre und er sich verändert hatte. Er spricht nicht mehr und als sie ihn berühren wollte, stieß er sie grob von ihm. Man erzählte sich unter den Wachen, dass er eine Bestie geworden wäre, die nur noch töten konnte. Ich nahm die schlechte Nachricht auf und verkraftete sie wie die anderen Qualen, die ich erlitten habe. Meine Seele ist schwarz und verkümmert und wenn der Meister es will, würde ich eines Tages auch ein Monster sein. Ich fürchte Schlimmes für meine Geschwister, wenn ich daran denke, was Vater August damals lehrte.

Als ich mit den anderen Agenten den Auftrag erhielt, die Artefakte zu suchen, studierte ich die Informationen, die bisher gesammelt wurden und fand heraus, dass Jaque du Mosseror zusammen mit Howard Temple eines der drei entdeckte. Ich entschied, meine alte Heimat zu besuchen und von dort Jaque aufzusuchen und mich als sein Schüler auszugeben.

rpg/7te_see_a/die_wahre_geschichte.txt · Zuletzt geändert: 07.01.2021 11:19 von 127.0.0.1
Warning: Undefined variable $conf in /customers/b/d/4/sffi.eu/httpd.www/www/lib/tpl/SFFI-Style_4/footer.html on line 13 Warning: Trying to access array offset on value of type null in /customers/b/d/4/sffi.eu/httpd.www/www/lib/tpl/SFFI-Style_4/footer.html on line 13 Warning: Trying to access array offset on value of type null in /customers/b/d/4/sffi.eu/httpd.www/www/lib/tpl/SFFI-Style_4/footer.html on line 13
Impressum Datenschutzerklärung Recent changes RSS feed Donate Driven by DokuWiki Warning: Undefined variable $conf in /customers/b/d/4/sffi.eu/httpd.www/www/lib/tpl/SFFI-Style_4/footer.html on line 33 Warning: Trying to access array offset on value of type null in /customers/b/d/4/sffi.eu/httpd.www/www/lib/tpl/SFFI-Style_4/footer.html on line 33