Beiträge von MartinWirsing

    Leben/Wirtschaft: Das Russische Kaiserreich (1721 haben sich die Zaren in Kaiser umbenannt) hatte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt der Flächenmäßigen ausdehnung und ging (wenn man die heutigen Länder betrachtet) von Finnland, Polen, Rumänien, Teile der Türke, Teile von Iran, Teile von Afganistan, Kasachstan, Mongolei, bis rüber nach Alaska (Amerika). Es war also von Europa über weite Teile von Asien bis nach Amerika ziemlich viel vertreten. Dementsprechend ist auch die Kultur des Kaiserreichs ziemlich gemischt. Die Leibeigenschaft wurde 1861 aufgehoben (ca. 80% der Bevölkerung waren Bauern in Leibeigenschaft). Kaiser Alexander II hatte nach dem verlorenen Krimkrieg weitreichende Reformen in Angriff genommen (1855-1881). Die Industrie hat mit Eisen, Stahl, Kohle, Öl, Baumwolle und Zucker die wichtigsten Rohstoffe geliefert, allerdings gab es relativ wenig "Private Unternehmer", da sich der Adel nur sehr zögernd beteiligte und so wurden viele "Ausländer" ins Land geholt bzw. staatliche Betriebe gegründet. Die Eisenbahnen die seit 1857 aufgebaut wurden sind ebenfalls mitte der 1880er verstaatlicht worden. Trotz der Industrieansiedlung blieb Russland ein Agrarland (53% des Nationaleinkommen durch Landwirtschaft, 21% durch Industrie).

    Kleidung: Je nach Berufsstand, bei den Bauern und Handwerkern praktisch robuste Hosen und Hemden mit Kopfbedeckung (Männer Mützen, Frauen Kopftuch) bzw. zweiteilige Kleider die man entsprechend Umkrempeln konnte bzw. Ärmel zum Abnehmen bei bedarf zusätzlich mit Schürze, bei den Bänkern, Rechtsanwälten und Beamten waren durchaus auch Anzüge verbreitet. Wenn die Hemden nicht schon einen hohen geschlossenen Kragen hatte waren Halstücher sehr Modern. Die besseren Herren trugen natürlich Zylinder. Soldaten hatten Uniformen.

    Politische Lage: Das Land wird von einem Kaiser regiert. Der Adel ist über weite Teile als Großgrundbesitzer abgelöst worden, allerdings sind die Bauern unter der kaum tragbaren Schuldenlast nicht wirklich frei. Die Reformen laufen ziemlich schleppend, Schulen und Universitäten sind im Aufbau. Rechtsprechung wurde durch Staatsbeamte durchgeführt (Gericht) welches sich auch die Adligen unterwerfen mussten. In Russland waren mehrere Radikale Gruppen, die einen Umsturz anstrebten und Attentate auf den Kaiser verüben. 1905 kommt es dann zur russischen Revolution, die Spannungen waren aber lange vorher schon vorhanden. Es ist auch die Idee, die Skandinavischen Länder wieder in Russland einzugliedern sehr populär geworden, allerdings haben die Europäischen Länder dies verhindert.

    Berufe: Bauern, Knechte, Mägde, Handwerker, Industriearbeiter, Beamte, Soldaten, Ärzte/Hebammen, Bänker, Apotheker, Priester, Mönche/Nonnen, Kutscher, Händler, Eisenbahner, Lehrer, Polizei ect. (ich kann gar nicht alle Berufe aufzählen, das Leben war damals schon sehr bunt und vielfältig)

    Glaube: Rund 70% der Bevölkerung gehörte der Russisch-Orthodoxen Kirche an, die von eine Gremium (Heiliger Synod) geführt wurde. Dieses Gremium stand unter der Kontrolle des Staats, hatte aber neben geistlichen Mitteln auch weltliche (z.B. eigene Truppen welche u.a. den Schutz der Orthodoxen Christen im Heiligen Land gewährleisteten, da die Pilgerfahrt sehr viel Zuspruch hatte). Die Juden hatten zur damaligen Zeit auch in Russland einen sehr schlechten Stand und wurden eher gemieden. Durch die Territoriale Erweiterung sind natürlich auch diverse Glaubensrichtungen aus Asien mit Integriert worden. Allgemein kann man sagen das der Glaube (insbesondere auf dem Land) sehr stark war. Natürlich gab es auch die "New Age" Bewegungen welche Ihren Höhepunkt um die Jahrhundertwende hatte. Allerdings war dies nur in den Großstädten und auch da nur eine sehr kleine Randerscheinung in den "Gebildeten Kreisen". Diese waren sehr häufig in Logen oder Geheimbünden organisiert.


    Das Russische Reich war ein multinationales Imperium. Die Volkszählung von 1897 bestimmte die ethnische Zugehörigkeit durch die Frage nach der Muttersprache. Auf der Grundlage dieser Erhebung bezifferte die offizielle Statistik den Anteil der "Russen" an der Gesamtbevölkerung des Reiches auf zwei Drittel. Dabei ist aber zu beachten, dass unter "Russen" auch Ukrainer und Weißrussen subsumiert wurden, deren Existenz als eigenständige Nationalitäten nicht anerkannt war, wenngleich sie über ihre "Dialekte" als Untergruppen in den Volkszählungsergebnissen aufscheinen. Berücksichtigt man diese Differenzierung, dann betrug der Anteil der Russen an der Gesamtbevölkerung nur 48 Prozent (55,7 Mio.). An zweiter Stelle folgten die Ukrainer mit knapp 18 Prozent (22,4 Mio.), an dritter die Polen mit 6 Prozent (7,9 Mio.), an vierter die Weißrussen/Belarussen mit 5 Prozent (5,9 Mio.). Mehr als jeweils eine Million Angehörige hatten folgende Nationalitäten: Juden (5,1 Mio.), Tataren (3,7 Mio.), Kasachen (3,1 Mio.), Deutsche (1,8 Mio.), Litauer (1,7 Mio.), Letten (1,4 Mio.), Georgier (1,4 Mio.), Baschkiren (1,3 Mio.), Armenier (1,2 Mio.), Moldauer (1,1 Mio.), Esten (1,0 Mio.). Die restlichen etwa 11 Mio. verteilten sich auf zahlreiche weitere kleinere Ethnien. Insgesamt erfasste die Volkszählung von 1897 mehr als 130 Sprachen. In konfessioneller Hinsicht waren die Verhältnisse übersichtlicher: Knapp 70 Prozent entfielen auf die Russisch-Orthodoxe Kirche, 11,7 Prozent auf Muslime, 9,1 Prozent auf Katholiken, 4,1 Prozent auf Juden, 2,8 Prozent auf Protestanten und der Rest auf kleine religiöse Minderheiten.